Nach 8 Jahren Pause fand auf dem Gelände der Deutschen Meisterschaften von 2011 wieder ein OL statt – die Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften im Mittel-OL, direkt mit Zieleinlauf am Strand des EJB Werbellinsee. Der Start am bekannten „Beduinenzelt“ am Nordrand des „Europäischen Jugend- und Erholungszentrums“ (daher der Name EJB) führte die Läufer fast durchweg vorbei an der früheren Freilichtbühne der früheren „Pionierrepublik Wilhelm Pieck“ und zeigte den erschreckenden Verfall des einstigen Kleinods am Ostufer des Werbellinsees. Nur dank der Ininitiative der einstigen Mitarbeiter besagter Pionierrepublik, die einige der älteren Semester unter den Startern aus ihrer Kindheit noch gut kannten, ist zumindest der Unterkunfts- und Sozialbereich gerettet worden und dient nun ganzjährlich nationalen und internationalen Gruppen, Schulklassen, Vereinen oder auch Einzeltouristen eine beinahe einzigartige Kulisse für ihre Aufenthalte. Was die meisten nicht wissen (woher auch, steht in keinem Lehrbuch oder Reiseführer!), ist, dass die Anlage eigentlich noch unter den Nazigrößen schon geplant war und ähnlich wie die Anlage am Bogensee bei Wandlitz als Schulungs- und Erholungsanlage für die SA, SS und auch deren „treuen“ Vasallen geplant war – durch den von ihnen selbst produzierten Kriegsausbruch wurden die Pläne dann nicht mehr verwirklicht, erst 1952 dann auf persönliche Initiative des ersten Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, wurde dieses Kleinod für die Kinder der DDR und deren Organisation im Rahmen des nationalen Aufbauwerks durch hunderte Freiwilliger erbaut. Der recht tiefe Werbellinsee als Überbleibsel eines vor 12000 Jahren geschmolzenen Eisblocks diente zwischen 1940 – 1945 dem in Eberswalde gelegenen Führungszentrums der Kriegsmarine als Topedoversuchsanlage, die Reste der dazu gehörigen Bunkeranlagen sind mir bei Kartierungsarbeiten weiter nördlich mehrfach aufgefallen. Wegen des Parktourlaufes am Vorabend der Deutschen Meisterschaften der Langdistanz (Freitag, 27.9.) war aus Fairnessgründen von mir als Kartenzeichner die gesamte Anlage aus der Karte herausgeschnitten worden, bei dieser Arbeit war mir versehentlich auch ein Zeichenfehler entgangen, der im Postenraum 118 für etliche Verwirrung sorgte, weil der markante Hochstand hätte 40 m weiter nördlich zwischen der großen Höhe und einem etwas kleineren Hügel stand – dafür kann ich mich hier in aller Öffentlichkeit nur entschuldigen. Betrachtet man allerdings die Zwischenzeiten, haben die meisten dank guten Kompasslauf den Posten direkt angelaufen und sich gewundert, wieso da auf einmal noch ein weiterer, in ihren Augen nicht kartierter Hügel auftauchte. Der Sieger der H 21, Raik Zschäkel (eigentlich H 50, IHW Alex 78) hatte noch beim Ablauf die Situation richtig eingeschätzt und mir eine recht genaue Lagesskizze auf seiner Karte gezeichnet – danke dafür und: Gut getroffen, Raik! Das ideale OL-Wetter ließ dann auch für die betroffenen Kategorien kein böses Blut aufkommen, es wurde kurz und fair diskutiert und debattiert und erledigt. Die meisten Kategorien stöhnten hingegen über die vielen durch die Stürme der letzten Monate „produzierten“ Hindernisse in Form herumliegender Bäume oder stark laufbehindender Reste derselben und beim Orientieren auf der durch die erwähnte Sperrung mit mehreren Passagen durch die steilen Hänge führenden Schlussabschnitte und hatten teilweise ihre liebe Mühe, zwischen den diversen, fein gestellten Posten des Bahnteams Kathrin Trappe und Frank-Peter Frenzel, die Übersicht zu behalten. Das durchaus erfrischende Bad im klaren Wasser des Werbellin, der durchweg gut angenommene und wieder sehr preiswerte Verkauf von Kaffee und Kuchen (je nur 50 Cent!) ließ alle Teilnehmer, unter ihnen auch wieder viele Gäste anderer Bundesländer, nach einem gelungenen OL-Erlebnis wieder nach Hause fahren.
Text und Fotos: Bernd Wollenberg
Weitere Infos / Ergebnisse: www.ol-in-Berlin.de; www.tolf.de