Vier Medaillen für Berlin gab es bei den diesjährigen Weltmeisterschaften im Biathlon-OL rund um das finnische Olympiazentrum von Lahti in Hollola. Zwei Mal Silber für Monika Braatz (Seniorinnen AK 60/IHW Alex 78) und je einmal Bronze für Frank Braatz (Senioren AK 55 / IHW Alex 78) und Bernd Wollenberg (Senioren AK 70 / Berliner TSC). Im Juniorenwettbewerb errang Tim Dalheimer (Berliner TSC) einen fünften Rang, Benno Schütz wurde in seiner Seniorenkategorie H 35 auf Platz sechs gelistet. Im Hauptwettbewerb der Elite, zu der je Nation ein Limit von je 10 Damen und Herren vorgegeben ist, errang Sebastian Fleiß (Berliner TSC) einen 25. Platz beim Sprint und einen 27.Platz bei der Klassikdisziplin. Die Staffel der Elite (Tim Dalheimer-Sebastian Fleiß – Benno Schütz) lief auf Platz 11 ein.
Das aus vielen Wintersportberichten im Fernsehen bekannte Olympiasportgelände von Lahti sieht im Sommer in Natura gänzlich anders aus. Und um die Orientierungsaufgaben quasi „WM-gerecht“ zu erstellen transportierte der lokale Ausrichter zum Start der ersten Teildisziplin im Klassikwettbewerb, dem „Präzisionsorientieren“ (auch „Punkt-OL“ genannt), quer durch das anfangs recht flache Gelände bis es „anfing“, O-technisch richtig interessant zu werden. Einzig der Startpunkt war auf der knapp drei Laufkilometer zählenden, im Gelände markierten Strecke, auf der „Blindkarte“ eingetragen. Die 10 auf dieser Bahn vorhandenen Kontrollposten (fünf direkt auf der Strecke, weitere fünf in „Sichtweiten“ zwischen 50 bis 200 m Entfernung von dieser Strecke) musste nun entsprechend der Wettkampfbestimmungen der „Internationalen Biathlon-Orienteering Federation“ (IBOF – Rules) mittels Einstich exakt auf der Karte markiert werden. Jeder mm Abweichung bedeutet 1 Strafminute, 10 kann es je Posten maximal geben… Die Route führte durch ein durch Felsen, unzähligen Einschnitten und üppiger, typischer skandinavischer Untervegetation geprägtem Geläuf, die vollste Konzentration und zugleich taktisches und strategisches Vermögen abverlangte. Denn nach diesen 3 km folgten der „Lang-Orientierungslauf“ (je nach Startkategorie zwischen 3,8 km der Senioren AK 70 bis zu 11,8 km der Eliteherren), die beiden 10´ner Schießeinlagen (Liegend und Stehend), unterbrochen durch einen 1,2 km „kurzen“ weiteren Orientierungsparcours, bilden dann die weiteren Teilelemente. Für jeden Fehlschuss werden zusätzlich noch zwei Minuten addiert, maximal also 40 Minuten obendrauf.
„Meine Bronzemedaille“ so resümierte Bernd zur Siegerehrung, „erlief ich mir im ersten Teilabschnitt“ mit nur 4 von 100 möglichen „Strafminuten“. Von Anfang an muss bei dieser Teilstrecke eigentlich jeder Schritt verinnerlicht werden – neben genauem Kartenlesen ist extrem wichtig, alle Techniken des Orientierens perfekt zu beherrschen, „Verschieben, „Verlängern“, „Aiming off“ … Während einige das in zügigem Tempo absolvierten und entsprechend dann auch – zumindest die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer quasi Strafminuten sammelten, war gut beraten, wer sein Lauftempo so anpasste, dass jederzeit der eigene Standort auch fast Metergenau erkannt wurde. Die anschließende „Lang-OL“-Bahn war auf den kürzeren Bahnen leider fast nur entlang des im flachen OL-teil stark ausgeprägten Wegenetzes, das dabei hohe Lauftempo „garantierte“ dann beim Eintreffen am Schießstand auch sehr hohe Pulswerte, selten bei vorrangegangenen Biathlon-OL waren derart hohe Fehlerquoten aufgetreten. Situationsbedingt war dann die Schluß-OL-Etappe ein besserer Sprint-OL rund um das Schießgelände. Wie „ befürchtet“ fand dann der 2.Wettkampftag in unmittelbarer Nähe und somit um das Schießgelände einmal herum statt, auch diesmal waren viele Fehlschüsse das Ergebnis des überschnellen Geläufs. Nur dass diese im Gegensatz zum Vortag dann mit Strafrunden „ geahndet“ wurden.
Da die WM für die Eliteläuferinnen und –läufer ebenfalls in die Weltcupwertung einfließt, sind die erlaufenen Plätze auch relevant für den aktuellen Weltcupstand. Somit liegt nach der Weltmeisterschaft Sebastian mit 50 erlaufenen Punkten im aktuellen Weltcup auf Platz 28, Nico Seegert (Berliner TSC, bei den WM nicht am Start) mit 17 Punkten auf Platz 52 und Frank Braatz, der die ersten drei Weltcupwettbewerbe im April und Mai in Dänemark, Finnland und Schweden in der Elite startete, mit 16 Punkten auf Platz 16.
Text und Fotos: Bernd Wollenberg