Hallo Lionel,
herzlichen Glückwunsch zu Deiner Aufnahme in den Bundesnachwuchskader im Orientierungslauf. Damit stehst Du in einer Reihe anderer, (leider) ehemaliger Nachwuchskader aus Berlin. Zuletzt waren ja mit Pina und Charlotte zwei Berlinerinnen im Kader vertreten.
Jetzt also Du.
- Würdest Du Dich den O-Sportlern der Region kurz vorstellen?
Ich bin Lionel, 16 Jahre alt, wohne in Tempelhof, gehe in die 10. Klasse der Kopernikus-Schule in Steglitz, bin Mitglied in der Berliner Turnerschaft und seit knapp 2 Jahren im Bundesnachwuchskader.
- Ich beobachte Dich schon eine ganze Weile. Du hast Dich stetig fortentwickelt. Wer sind und waren Deine bisherigen Trainer und Unterstützer?
Ich war schon als kleiner Junge sportbegeistert und habe mich schon immer gerne bewegt. Mitglied in der Berliner Turnerschaft bin ich im Alter von fünf Jahren geworden. Es ist der Verein, mit dem ich aufgewachsen und groß geworden bin. Der Grund dafür war mein Vater. Ich habe, seitdem ich klein bin, erlebt, wie mein Vater in seiner Marathonvorbereitung fast täglich trainieren gegangen ist und es war schon damals als kleiner Junge beeindruckend für mich dabei zuzusehen, was sicherlich auch mit zu meiner jetzigen Leidenschaft beigetragen hat.
Mein aktueller Heimtrainer ist Ronny Krüger und ich trainiere zusätzlich in einer ambitionierten Laufgruppe vom BSV 1892. Ich bin dort letztes Jahr eingetreten und habe in dem Verein eine für mich optimale zweite Trainingsgruppe gefunden. Ich habe durch die beiden Vereine die Möglichkeit fast jeden Tag mit anderen Leuten zusammen zu trainieren und mein soziales Umfeld hat sich in den letzten Jahren stark umgestellt, da ich fast nur noch Zeit mit Leuten verbringe, die die gleiche Leidenschaft wie ich haben, sei es Laufen oder OL.
Eine wichtige Person ist außerdem mein Freund Sonny. Er macht ebenfalls seit zehn Jahren Leichtathletik und wir haben zusammen angefangen mehr und intensiver zu trainieren, wollten besser werden, hatten beide eine ähnliche Vision und ein ähnliches Mindset. Er im Laufen, ich im OL. Durch das gemeinsame Trainieren haben wir uns gegenseitig motiviert und waren damals die einzigen in der BT-Jugend, die Richtung leistungsorientierten Sport wollten. Er hat mir sehr geholfen und tut das heute immer noch.
Nicht vergessen möchte ich natürlich meine Eltern und meine Schwester. Sie unterstützen mich finanziell und mental, sie ermöglichen mir die Teilnahme an Trainingslagern, Reisen und Wettkämpfen.
Zusammenfassend kann ich also sagen, dass mein Heimatverein BT mit dem Trainer-Team um Claudia Becker und Ronny Krüger, der BSV 1892, als auch meine Familie meine größten Unterstützer sind.
- Viele der jungen Leistungssportler haben große Vorbilder. Wen würdest Du als Deines bezeichnen?
Ich habe nicht wirklich DAS eine Vorbild, aber ein großes Vorbild von mir ist auf jeden Fall Anselm Reichenbach. Anselm ist letztes Jahr Junioren-Weltmeister im Sprint geworden und kennengelernt habe ich ihn in einem meiner ersten Bundeskader-Trainingslager in Tschechien Ostern 2023. Ich war beeindruckt von seinem Training, seinem Ehrgeiz und seiner Schnelligkeit.
- Du bist in der Berliner Turnerschaft zu dem gewachsen, was Du jetzt bist. Was glaubst Du, worauf ist das zurückzuführen? Wie könnte Dich zusätzlich der Landesverband in deiner weiteren Entwicklung unterstützen?
Da sind in erster Linie sicher die Möglichkeit zur Teilnahme an vielen regionalen und nationalen Wettkämpfen, außerdem etliche private OL-Reisen mit meinem Vater nach Polen, Lettland, Österreich und Tschechien. Dann von Beginn an ein gutes Grundlagentraining, bei dem die Freude am Sport und das herzliche Miteinander im Mittelpunkt standen. In letzter Zeit finde ich das regelmäßige Angebot an OL-spezifischem Training, initiiert durch Ronny Krüger, hilfreich und motivierend.
Ich war schon als Anfänger und kleiner Junge sehr ehrgeizig und hab angefangen alleine trainieren. Innerhalb des letzten Jahres hat sich meine Trainingsstruktur, mein Trainingsumfeld und die Art des Trainings sehr verbessert, weshalb ich mir in Zukunft gute Ergebnisse erhoffe, denn die Berufung in den Bundesnachwuchskader soll nur eine Etappe auf meinem sportlichen Weg sein.
Von übergeordneten Strukturen kann ich mir neben einer kleinen finanziellen Unterstützung für die zahlreichen Kadermaßnahmen insbesondere die Ausrichtung von qualitativ hochwertigen regionalen Trainings und Wettkämpfen vorstellen.
- Welche Ziele strebst Du im laufenden Wettkampfjahr an?
Langfristig betrachtet möchte ich zu den Besten Deutschlands gehören und so den anderen Bundesländern zeigen, dass es auch in Berlin möglich ist, Athleten an die Spitze zu bringen. Ansonsten liegt mein Trainingsfokus dieses Jahr auf der EYOC (Jugend-Europameisterschaft) und mein Ziel ist es im Training und dort mein Bestes zu geben und bei den Deutschen Meisterschaften strebe ich Podiumsplatzierungen an.
- Wie hoffst Du eventuell den Schritt in die A-Nationalmannschaft in einigen Jahren zu schaffen?
Ich muss das Glück haben verletzungsfrei zu bleiben und möchte weiterhin so gut im Training bleiben. Ansonsten gilt es abzuwarten wie meine persönliche Entwicklung in den nächsten Jahren verläuft und es ist zu früh um genauere Aussagen zu treffen.
Vielen Dank für Deine Auskünfte. Wir wünschen Dir viel Willensstärke, Gesundheit und Ausdauer bei Deinen nächsten Schritten.
Das Interview organisierte Gerhard Brettschneider.