Um das herauszufinden, sind wir – Jürgen Ziesche und ich – Anfang November 2018 an die Türkische Riviera nahe bei Side – 60 km ab Antalya – aufgebrochen.
Angetan war ich allgemein von der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, der Ordnung und Sauberkeit im öffentlichen Raum, der gelassenen Fahrweise, der guten Infrastruktur – jedenfalls in diesem Tourigebiet – mit z.B. einem guten Radwegenetz, teilweise gepollert – was nun mit großem TamTam in Berlin begonnen werden soll – und insbesondere der überbordenden Zuvorkommenheit, jedenfalls den Touris gegenüber.
Der erste OL startete in einem idyllischen Gebiet, flach bis leicht wellig, sehr offen bzw. durch mehr oder weniger engen bzw. lichten Baumbestand und viele auch stachelige Gebüsche zugewachsen, also undefinierbar, mit vielen Wegen, davon viele uneindeutige.
Zur zweiten Etappe sind wir auf ein weich geackertes Feld als WKZ
gefahren worden. Unsere Bahnen H65 und H70 waren skandalös, der H10 ähnlich,
wie ich sehen konnte. Eigentlich hat die Karte besseres angeboten.
Am dritten Tag gab´s einen Nachtsprint; zum Glück direkt am Hotel, denn ich bin nicht klar gekommen und habe – oh Schande – nach Überschreiten der Maximalzeit aufgegeben.
Das Gelände ähnelte der E.1, war aber noch mehr mit Wegen bzw. wegähnlichen Konturen zergliedert. Dafür habe ich kein Mittel gefunden.
E.4 war die Busfahrt nicht wert. Ein Stadtsprint ohne nachzudenken, nur rennen, was mir gar nicht liegt. Mit einem 2-Minuten-Wackler war ich dann glorreicher Letzter.
Tag 5 war dagegen ein OL- Leckerbissen. Eine gute Busstunde sind wir von Side nach Selge am Westrand des Taurusgebirges gefahren; kennt niemand. Die Anfahrt über die Gebirgs-na ja-Straße war schon verlockend rustikal, und das Wettkampfgelände erst !
Dies hier sind keine luschigen Sandsteine, sondern Konglomeratgebilde, bei denen das Bindemittel auserodiert ist sodass die harten Einschlüsse scharfkantig an die Oberfläche treten. Es fühlt sich an, wie frisch gebrochener Beton; jede Berührung schmerzt. Hier abzurutschen passiert leicht ist aber blanker Horror. Nur die Verwegenen haben hier Tempo gemacht. Natürlich ist die Orientierung anspruchsvoll; und so hat auch der schnelle Finne für die 2,3 km 67 Minuten gebraucht.
Schon bei Annäherung an Posten 1 hatte ich Probleme, die Darstellung mit der Ansicht abzugleichen. Nach 12 Minuten hatte ich ihn – der schnelle Finne in 3;30. Wieso kann ein Finne solche Felsen ? Jedenfalls war die Ausfallrate in allen Kategorien ziemlich hoch.
Die Laufzeiten der H-10 finde ich durchaus respektabel – 27,5 min./1,2 km. Allerdings sind in diesem Gelände nur 2/4 angetreten. Hier die Karte der Jüngsten.
Die unzähligen Mauern stellen sich im Gelände so dar; da kann man nicht einfach drüber hüpfen, sondern muss jeweils einen Aufstieg suchen, möglichst ohne Körperberührung.
Diese winzigen Äckerchen sind auch derzeit überwiegend sorgfältig präpariert; sehr beeindruckend.
Dieses Selge, ein ziemlich vergessenes Bergdörfchen, wurde der Sage nach von Griechen nach der Zerstörung Trojas hier gegründet und soll im Altertum bis zu 20.000 Bewohner gehabt haben. Schwer vorstellbar, wenn man das Plateau ohne jedwede Siedlungsreste heute sieht und sich überlegt, wie es sich hier in 1200 m Höhe, mit ziemlich mühsamem Weg aus der fruchtbaren Ebene herauf gelebt haben mag. Umso erstaunlicher die Reste des phänomenalen Amphitheaters mit über 8.000 Plätzen – natürlich alles Sklavenarbeit.
Hier, im anatolischen Bergland, sehen wir auch mal original türkisches Leben – die Dorffrauen in Pluderhosen und türkisch korrekt gekleidet, bieten die Ergebnisse ihrer Handwerkskunst für wenig Geld, während die Männer sehr gelassen das Treiben aus der Ferne verfolgen.
Am letzten Tag wurde als E.6 ein Sprint im Ruinenfeld des antiken Side gelaufen. Das Gelände changiert zwischen diesen Zuständen.
Hier laufen die H-10 recht anspruchsvolle 800 Meter in 11 Minuten.
Side war im Altertum eine bedeutende Handelsstadt z.B. für Sklaven, teilweise mit Piraten liiert und immer mal wieder erobert und ausgeraubt; genau wie dieses ganze uralte vorderasiatische Siedlungsgebiet. Der dem Hafen zugewandte Stadtteil überlagert die antiken Reste, besteht aus Souvenirgassen und Gaststätten und kokettiert durchaus mit dem Piratengewerbe.
Ob die Türken OL können, lässt sich nach diesem relativ kleinen Wettkampf nicht sagen.
Nennenswert waren sie in DE und HE vertreten, auch mit guten Ergebnissen.
Das relativ kleine Veranstalterteam jedenfalls kann OL. Die Karten waren sehr gut, die Organisation unprätentiös, die Bustransporte beeindruckend, die Abläufe
tadellos, einschließlich der IT. Die Teilnehmer kamen überwiegend aus dem russischen Raum und Skandinavien, und die gemeinsame Unterbringung mit den Organisatoren in einem Hotel war angenehm und sinnvoll. Dieses eonorienteering arbeitet ziemlich professionell und bietet auch Trainingslager an. Als Berliner könnte man sich wahrscheinlich an eine andere Gruppe anhängen; Skandinavier fahren wohl gern im Februar dort hin.