Nasenbären, Spinnen und Gürteltiere
Nun, dass es diese Lebewesen gibt, ist hinlänglich bekannt – dass sie im Süden Brasiliens anzutreffen sind, auch. Aber in z.T. unmittelbarer Nähe eines OL wohl eher nicht. Doch der Reihe nach, denn wir sind ja in erster Linie hier, um unser Hobby OL zu frönen. Das ist bekanntlich ja eine Sportart, die meistens im Wald und somit eben im Gelände stattfindet. Gelände kann, auch das ist schon Schulkindern hinlänglich bekannt, sehr unterschiedlich sein. Und wenn ein Natursport treibender Mensch in eben jener Natur sich aufhält, ist er eben auch dem Wetter ausgesetzt und sollte nicht murren, knurren oder wehklagen, was dieses ihm so bei seinem Aufenthalt dort so anbietet…, davon dann weiter unten im Text mehr. Eine Erklärung für den unkundigen Leser muss auch erwähnt werden: Seit es diese „World Masters Orienteering Champs“ ( WMOC ) gibt, führen zwei Qualifikationen zum Finale. International ist in den Wettkampfregeln festgelegt, dass die jeweils besten 80 der Vorläufe in das A-, B- usw. Finale kommen. Falls weniger Starter in einer Kategorie antreten, wird das Feld halbiert in A- und B-Finale.
Zum Geschehen der beiden Qualifikationen lässt sich vieles berichten. Deshalb erst einmal vorab: Uns „beiden“ Berlinern gelangen die Ergebnisse sicherlich aus unterschiedlicher Sicht, während Kai nach längerer OL-Pause sich am OL an sich erfreute, sann ich eher darüber nach, was denn ohne die Verletzung vom Juli so machbar gewesen wäre. So registrierte ich im 1.Vorlauf Platz 30, im 2.Vorlauf Platz 27, das wurde dann zusammen in meiner Vorlaufgruppe der 24. Platz. Bei drei Vorlaufgruppen bedeutete das den 71. Rang und somit das Erreichen des Minimalzieles: A-Finale. Aus deutscher Sicht sind von den 24 Teilnehmern 16 als A-Finalisten in den diversen Kategorien anzutreffen. Die zum Finale führenden Zeitadditionen beider Tage „bevorteile“ uns dank der etwas schwierigeren technischen Herausforderungen des zweiten Tages und dadurch resultierender größerer Zeitabstände zwischen Siegern und Platzierten. Tag Eins der Qualifikation war durch offenen Pinienwald gekennzeichnet, nur von wenigen Freiflächen unterbrochen, durch die sich dann mit doch stark versumpften Ufern kleinere Bäche zogen. Der Waldboden war von einer fast 20 cm tiefen Schicht alter Nadeln durchgehend bedeckt, so dass beim Durchlaufen das Gefühl aufkam, ständig auf einer Hochsprungmatte oder einer Art Wasserbett zu laufen. Schnell waren dadurch die Kraftreserven aufgebraucht und da dieser Wald auch nicht „ordentlich aufgeräumt war“, sprich: Fallholz mal da, mal dort herumlag, war schon ab Mitte der Strecke kaum noch ein Überspringen machbar. Mit zunehmender Wettkampfdauer wurde die Taktik dann umgestellt und versucht, festeres Geläuf zu nutzen – da, wo es möglich war eben auch Umwegrouten einzubauen. Einige Weg- oder zumindest Pfadvarianten wurden dann auch von fast allen in die Optimalrouten eingebunden. Wie auch im Brandenburgischen zu verzeichnen, schien durch den offenen Nadelwald „Klärchen“ munter hindurch, was neben der bereits erwähnten athletischen Herausforderung noch eine nicht unerhebliche Belastung ergab.
Qualifikationstag Zwei war vorab angekündigt mit verwachsenem, teils mit Dickichten durchzogenem Gelände, in dem etlichen Steingruppen und markantes Relief vorherrschen sollte. Nach dem Lauf war festzustellen, dass das allerdings vorrangig nur die jüngeren Kategorien betroffen hatte, denn ab D/H 55 war zumindest von Dickichtquerungen nichts bemerkt worden. Das Queren der Pinienwälder war im Gegensatz zum ersten Tag wesentlich „Läuferfreundlicher“, der Boden war nur noch etwa 5 cm „tief“ und dadurch besser belaufbar. Ein „kleiner“ Vorteil kam noch für die meisten Deutschen hinzu: Im ersten Drittel des Geschehens, in dem die meisten von uns starteten, war auf den größeren Freiflächen zwischendurch eine recht starke Sonneneinstrahlung vorhanden. Deshalb hatten wir auch vorab Sonnenschutzöl – oder –creme aufgetragen. Wer das unterlies hat jetzt rote Ohren und/oder Nasen… Nachdem die Hälfte des Feldes gestartet war zog sich plötzlich ohne wesentliche Vorankündigung die Sonne recht schnell zurück und innerhalb einer halben Stunde (ich war gerade ins Ziel gelaufen – ein Glück auch!) war aus dem heißen Sonnentag ein zum Teil – uns nun schon bekannt – tropischen Regentag geworden, der sich erst zum Wettkampfende wieder legte, dafür aber dann in der Nacht so richtig zeigte, was er kann.
Mit guten Voraussetzungen zum „Brasilfinale“ können für Deutschland mit Medaillen bzw. recht guten Ergebnissen wieder Birgit Michael aus Wolfsburg und Michael Finkenstädt aus Uslar rechnen, Ingrid Grosse (Dresden) und Georg Reichel (Osterhofen) sollten, wenn die Nerven mitmachen, unter die TOP 6 kommen.
Dass wir „woanders“ sind, merkten einige von uns beim Herumschweifen in der näheren Umgebung des WKZ auch daran, dass einige „Nasenbären“ gesichtet wurden, diverses Spinnenzeug herumkroch und rund um die Teiche direkt am Zielgebiet sich diverses Vogelvolk aufhielt, das nicht immer uns bekannten Arten zuzuordnen war.
Fotos: Ute Lösch, Renate Tröße, Steffen Lösch und Bernd Wollenberg