Eindrucksvolles Finale

eindrucksvolles-finale-2.jpgFinale in Brasilien mit Silber für Deutschland

Pünktlich zum großen Finale im nun schon bekannten Wettkampfzentrum des 2. Qualifikationstages hatte sich der Wettergott entschlossen, endlich mal allen teilnehmenden Orientierungsläufern zu zeigen, dass es auch völlig anders geht. Schönster Sonnenschein bei azurblauem Himmel sowie eine leichte Brise aus Südwest (also vom den Anden her und deshalb auch kühler) begrüßte alle Finalisten, hinzu überall Vogelgezwitscher und, durch die von den Vortagen kräftig gegossenen Wiesen und Büschen verstärkt, durchströmten die Luft die eigenartigsten, aber durchaus angenehmen Gerüche. Dorthinein strömten dann schon recht früh die fast 1500 OL´er und verteilten sich recht schnell unter die Schatten spendenden Baumgruppen. Um 09.00 Uhr ging es los, vorher mussten die unterschiedlich langen Wege (bis zu 1,8 km) über die welligen Wiesen zum Start absolviert werden.

Die heutigen OL-Herausforderungen waren vor allem den älteren bislang noch nicht begegnet, nur die jüngeren der 13 Seniorenkategorien von 35 bis 95 waren ansatzweise dort schon „drinn“ gewesen. Stark gegliedertes und durch viel Unterholz, wirklichem Dunkelgrün und – dank der vorherigen starken Regenfälle auch noch in dieser Nacht – völlig versumpfte Gelände in den Talsohlen und Niederungen erwarteten die Finalteilnehmer. Hinzu einige kleinere Felsgruppen und –passagen, ein breiter, im Hang liegender unaufgeräumter Kahlschlag (Bahntechnisch „natürlich“ bergauf zu überwinden, was denn sonst – ist ja schließlich eine WM…) und dann eben die bereits beschrieben „Wasserbett- oder Hochsprungmattenpassagen“ im offenen Pinienwald, letzteres allerdings erst im letzten Drittel, damit auch wirklich nur die athletisch besten ganz vorn ankommen.

Hiermit hatte ich nun gar nichts zu tun, war doch durch das knappe Erreichen des Finals schon sichergestellt, recht früh zu starten. Von Vorteil war maximal, dass dank des sehr frühen Startzeitpunktes von 09.34 Uhr die ständig stärker werdende eindrucksvolles-finale-3.jpgSonneneinstrahlung noch mit angenehm bezeichnet werden konnte, während die spätereindrucksvolles-finale-4.jpg startenden Favoriten doch schon ziemlich ermattet (O-Ton einiger Betroffenen!) den eigentlichen Wettbewerb antreten mussten. Schlussendlich konnte ich mein A-Finale mit geforderten 5,3 Luftlinien-KM und 135 Anstiegsmeter (Hm) in 1:20:27 Std. und real gelaufenen 7,8 km mit einem 70. Platz und somit, eingedenk der langen Trainingspause (Juli bis Oktober), durchaus resümieren, dass mehr aktuell nicht machbar gewesen ist. Die wenigen Kraftreserven „verbrauchten“ sich schon im ersten Drittel schnell, als nach Durchkämpfen eines etwa 150 m breiten Grünstreifens erst bergab, dann durch eine Felspassage 25 m hinauf noch der bereits erwähnte, etwa 300 m breite Kahlschlagstreifen mit weiteren 40 Anstiegsmetern – dank Bahnlegung auch noch im direkten 90 Gradwinkel mich eindrucksvolles-finale-5.jpg„erwartete“. Zwei sehr lange „Schläge“, davon einer durch ein wirkliches Urwaldterrain forderteneindrucksvolles-finale-6.jpg neben Balancegeschick ständige Aufmerksamkeit, um nicht den „richtigen Kurs“ zu verlieren, OL also, der zumindest mir richtig Spaß machte und meinen orientierungstechnischen Möglichkeiten durchaus entgegen kam. Da auch Kai Ostermann in seinem H 45 B-Finale dank der früher speziell durch seinen ersten Trainer Uwe Genatis in Jena erlernten O-Technik gut klar kam, war auch unser Neuchilene mit dem Endergebnis Platz 15 (1:35:03 Std. für 6,7 Km und 155 Hm) zufrieden. Unsere Neubrandenburger Nachbarin Brigitte Schmiedeberg war mit dem 7.Platz in der D 75 B durchaus zufrieden in ihrem letzten Jahr in dieser Kategorie und bereitet sich nun als Jahrgang 1935 auf Größeres in der bevorstehenden D 80 im nächsten Jahr vor.

Aus deutscher Sicht war es war wie in vielen anderen Sportarten auch: Fällt einer aus oder schwächelt, springt ein anderer ein!eindrucksvolles-finale-7.jpg Edmund Keil (H 80 / Sprint) war aus dem Rennen, den sehr gut im Startfeld platzierte Michael Finkenstaedt (H 45) quälte fiebriger Husten, Birgit Michel (D 70) verpasste durch eine unglückliche Querpassage die greifbare zweite Bronzemedaille mit nur 43 sek denkbar knapp. Die Stunde des Bayern Georg Reischl ! Seine geplante TOP-6 Platzierung in der H 80 übererfüllte er und als in hunderten Wettkämpfen im Bayrischen Wald gestähltem Berg- und Querläufer kam die Finalanforderung ihm so richtig entgegen: Silber für Deutschland! Und nur der wirklich überall zurechtkommende und inzwischen legendäre Schwede Peo Bengtsson verhinderte eine noch größere Überraschung, von denen es heute in diversen Kategorien etliche gab.

Dank unseres nun in Chile aktiven Exberliners Kai Ostermann und der beim Berliner TSC aktiven Marcela Viktoria Catalan Lorca und ihrer chilenischen Wurzeln wird sicherlich schon in naher Zukunft der oder die eine oder andere aus unserem NOR-Bereich künftig auch unseren Spuren nach Südamerika folgen. Und da diese WMOC durch eindrucksvolles-finale-8.jpgStephan Krämer und Siegfried Ritter (bekannterweise unsere „ SI-Macher“) persönlich unterstützt wurden, wird diese deutsche Schützenhilfe einmal für Brasilien, aber auch andere südamerikanische Nachbarn schon in naher Zukunft profitieren! Wie sehr das OL-Virus dort angefangen hat zu wirken, erlebte man bei der eindrucksvollen der nach der Militär-OL-WM bislang größten OL-Veranstaltung in Südamerika. Beachtenswert, wie viele Brasilianer, aber auch Aktive und Neueinsteiger aus den Nachbarländern Chile, Argentinien und Uruguay volle Enthusiasmus sich den wettkampferfahrenen Nordeuropäern, den vielen Asiaten, Australiern, Neuseeländern und auch der Konkurrenz aus Nordamerika stellten und regelrecht frenetisch die Südamerikaner bejubelten, die es gegen die „übermächtige“ Konkurrenz geschafft hatte, auch mit „nach vorn“ zu kommen, speziell die Silbermedaille in der H 35 (Ironir Alberto Ev, der beim Sprint schon die allererste WM-Goldmedaille gewann), sowie die Bronzemedaille der D 35, Elaine Dalmares Lenz und die der H 35 durch Leandro Paturiza. Wir waren uns alle einig, dass allein schon durch unser Hiersein der OL in dieser Region der Welt einen echten Aufschwung erleben wird und die errungenen Medaillen ein Übriges dazu tun werden.

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