Durch die „Grüne Hölle“

durch-die-gruene-hoelle-2.jpgAm Cascata do Caracol…

…einem der berühmtesten Wasserfälle Brasiliens mit 131 m freien Gefälle nordwestlich von Canela startete im Naturparadies „Parque do Caracol“ das Sprintfinale der ersten Wettbewerbsserie der diesjährigen „World Masters Orienteering Championships“. Der Startbegin mit 14.00 Uhr Ortszeit präsentierte feuchtschwülen 30 Grad und, der geographischen Lage bei ca. 30 Grad südlicher Breite, eine fast senkrecht stehende Sonne. Dieser Breitengrad entspricht auf der Nordhalbkugel in etwa der Höhe von Kairo oder Eilat. „Beste Bedingungen“ also für die über 1200 Nordeuropäer…

Zum Gelände hatten die Organisatoren unbedingt lange Laufkleidung empfohlen wegen des „sehr starken Bewuchses“. Real ist die Bahnanlage dann auch besser mit „Durch die grüne Hölle“ zu bezeichnen. Durch diese verliefen neben einigen Wegen und vereinzelten, gut belaufbaren Schneisen noch einige, absolute Aufmerksamkeit erfordernde kaum sichtbare Pfade. Denn deren Einstiege durch das wirklich undurchdringliche Grün (vgl. Fotos) waren im Sprinttempo simpel nicht erkennbar und so mancher rannte an diesen Einstiegen erst einmal vorbei und musste sich mühsam wieder einlesen. Bei größeren Umwegrouten über die erwähnten Wege oder Schneisen und unter Nutzung dann erreichbarer größeren offenen Flächen standen dann dort die schon vondurch-die-gruene-hoelle-3.jpg der Qualifikation her bekannten Bauzäune, „schön“ verteilt natürlich. Die für den ständigen Kartenkontakt erforderliche Konzentration wurde nun wiederum durch die eingangs beschriebene Luftfeuchtigkeit und der sehr intensiven Sonneneinstrahlung derart stark beeinträchtigt, dass besonders die älteren Semester mit zunehmenden Alter exponentiell diesem angepasst ansteigend um ihre Konzentration kämpfen mussten. Somit kennen wir alle ansatzweise nun das, was man sonst nur in Abenteuerromanen erfährt: Wie der Begriff „Dschungel“ real aussieht. Nur die in diesen Romanen beschriebenen „Viecher“ wie Schlangen, Reptilien, Raubkatzen oder die dort tatsächlich existierenden Gürteltieren und Emus hatte keiner von uns zu Gesicht bekommen.

durch-die-gruene-hoelle-4.jpgMit der deutschen Medaillenausbeute von gleich dreimal Bronze sowie noch sieben TOP-20-durch-die-gruene-hoelle-5.jpgPlatzierungen hatten wir Berliner leider nichts zu tun. Mir ist im B-Finale der H 65 ein einigermaßen befriedigender 3.Platz gelungen und unser Exberliner Kai Ostermann konnte in der H 45 B zumindest noch bester Chilene werden. Betrachten wir dann den 5.Platz von Brigitte Schmiedeberg in ihrer D 75 B aus dem NOR-Bereich noch mit hinzu, sieht auch unser Bereich noch besser aus als der vieler der teilnehmenden Nationen – immerhin. Für Deutschland gab es Bronzemedaillen durch Birgit Michel (D 70 / TV Jahn Wolfsburg), Edmund Keil (H 80 / Bielefelder TG) und unserem Exdoppelweltmeister von 2012, Michael Finkenstädt (H 45 / OLV Uslar). In die TOP-20 liefen Ingrid Grosse (4. D 75 / TU Dresden), Hendryk Wetzel (7.H 45 / Robotron Dresden), durch-die-gruene-hoelle-6.jpgDirk Hartmann (7.H 50 / TV Mietchaching), Elena Malkowa (12. D 45 / Post SV Dresden), Steffen Lösch (12. H 50 / Uni Jena), Renate Tröße (17. D 60 / TH Ilmenau) und Birgit Buhler (19. D 50 / TU Dresden).

Da ja bekanntlich „Senioren“ ein sehr unternehmenslustiges Volk darstellen, soll sich auch keinerdurch-die-gruene-hoelle-7.jpg groß wundern, dass gleich nach dem OL, dank der 38 teilnehmenden Nationen auch im wahrsten Sinne des Wortes, „Völkerwanderungen“ zum eingangs erwähnten Wasserfall die dazu notwendigen 927 Stufen hinab und – wieder hinauf sehr viele freiwillige 137 Höhenmeter zusätzlich in Kauf nahmen, um dieses Naturschauspiel hautnah zu erleben. So sind sie halt, die OL- Senioren…

durch-die-gruene-hoelle-8.jpgEs gab dann noch einen zusätzlichen Höhepunkt – denn in der Nacht tobte sich ein heftiges Tropengewitter mit allem, was es dazu gehört, über die Region Canela. Das brachte dann temperaturmäßig eine angenehme Erfrischung. Zeitweilig jedoch hatte man das Gefühl, das im wahrsten Sinne des Wortes draußen die Welt untergeht. Irgendwo heißt es in einem Gedicht dazu: „Ach, wie ist der Mensch zu loben, der solch unvernünft´ges Toben schon im Voraus hat bedacht und die Häuser hohl gemacht“.

Fotos: Ute und Steffen Lösch, Renate und Lutz Tröße, Bernd Wollenberg

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