Rund um den Ätna

Vulkane rufen naturgemäß beim Menschen ein leicht unbehagliches Grausen aus, steht docrund-um-den-aetna-1.jpgh der Begriff allein schon für urige Naturgewalten, denen wir Menschlein so
gut wie schutzlos ausgeliefert sind. Und nun gar OL in diesem Gebiet?
OK, die dort ständig lebenden Bewohner haben sich im Laufe ihrer
Siedlungsgeschichte mit „ihrem“ Vulkan quasi „arrangiert“ – doch für die anderen? So reisten in den Oktoberferien – sicherlich mit nicht immer nur positiven Gefühlen – über 200 Anhänger des etwas anderen OL aus acht Nationen nach Sizilien, um dem Ruf des Teams um Gabriele Viale (Mitinitiator der früheren „Follow the Sun“-OL-Serie) zu folgen. Unter den diversen Schweden, Norwegern, Schweizern usw. sowie auch dem Ausrichterchef der WMOC in Brasilien, auch ganze drei mit dem Kürzel „GER“ nach ihrem Namen – der Ätna hatte wohl doch noch zu viele bei seinem letzten Ausbruch 2003 „verschreckt“…

Schon beim Überflug Siziliens mit Air Malta zur gleichnamigen Insel grüßte der über 3300 m hohe „Vater Siziliens“ mit einer schneebedeckten Kuppe und leichter weißer Rauchfahne und war dann bei den fünf Etappen rund um sein Domizil der alles im Überblick behaltende König Siziliens.

rund-um-den-aetna-2.jpgUns erwarteten fünf Etappen im Osten der Insel – und zu unserer Überraschung waren davon tatsächlich gleich drei im Sprintbereich angesiedelt – kurzfristig hatte der Ausrichter aus einem Lang-OL einen „Mittel“ machen müssen und aus einem Mittel-OL durch Start-Ziel-Verlegung einen rund-um-den-aetna-3.jpgzusätzlichen Sprint. Da dadurch jedoch andererseits zusätzliche Zeit für Sightseeing „gewonnen“ wurde und dieses durch die Veranstalter kurzfristig arrangiert dann bis zum Straßenende an den unmittelbaren Fuß des Ätna führte, wurde dieser OL-Verlust wieder wettgemacht. Das Touristikprogramm sah ansonsten neben einer katholischen Prozession auf Malta nebst dem dort üblichem „Drumherum“ wie Feuerwerk, Blaskapelle usw. auch die fast erdrückende Historie von Sizilien im Erkundungsgang vor – und natürlich gehörte auch ein ausgiebiges Baden im 24 Grad warmen Mittelmeer genauso dazu wie eben ein italienischer Musikabend im Hotel zusammen mit allen internationalen Gästen der Tour.

Aber zum OL – unserem eigentlichen Reisegrund:

Neben somit gleich drei Sprintetappen durch alte Kleinstädte mit teilweise schier unübersichtlichen Gässchen, Treppen, Unterführungen, Miniparks und immer wieder urplötzlich sich auftuenden Ausblicken auf die einzigartige Landschaft Ostsiziliens dann also als der Höhepunkte zwei Mittelstreckenetappen bis direkt in das bis zu knapp 20 m steil ansteigende Lavastromgebiets rund-um-den-aetna-4.jpgdes bereits erwähnten letzten großen Ausbruchs zwischen 1600 bis 1900 m Höhe über dem Mittelmeer.rund-um-den-aetna-5.jpg Dass sicherlich nur absolute Sizilienfans die Namen der OL-Austragungsorte wie Petralia Soprana im Park von Madonie (1200 m hoch gelegen), Linguaglossa oder Castelmola oberhalb von Taormina kennen, ist stark anzunehmen – doch waren alle Starter über die hochinteressanten O-technischen Aufgaben sehr angetan. Wie aber nun die beiden Waldetappen beschreiben? Teil offener Pinienwald, durchzogen von früheren Lavagräben, die inzwischen natürlich längst mit harten Gras und teilweise Büschen überzogen sind. Das speziell durch diese Rinnen zusätzlich unübersichtliche Relief forderte dank geschickter Bahnlegung des Österreichers Wolfgang Pötsch immer wieder zu höchster Konzentration. Und das ist ja allgemein bekannt: Nur eine kleine Unaufmerksamkeit und etliche Minuten sind vonnöten, um wieder „klar“ zu kommen.

So konnten unsere Ergebnisse unterschiedlicher nicht sein. War man zwischenzeitlich fast führend (dank SI ist das ja rund-um-den-aetna-6.jpgnachvollziehbar) war schon nach kleinstem „Irren“ alles wieder vergebens. Und wenn dann gar, wie mir geschehen, beim „Erklimmen“ einer 20 m „Lavawand“ ein vom „Vorkletterer“ gelöster Lavabrocken gerade mal 10 cm am Ohr nach unten knallt, ist die in diesem Gewirr von Relieffeinheiten erforderliche Konzentration „ein klein wenig“ eben auch simpel weg.

Sebastian Fleiß (Berliner TSC) konnte in der H 18 einen Etappensieg für sich verbuchen, musste dann jedoch seinem Schweizer Kontrahenten Lorenz Widmer klar in der Gesamtwertung den Sieg überlassen, dritter wurde rund-um-den-aetna-7.jpghier der Finne Sakari Koskela. Doch sicherlich ein Zusatzerlebnis, wenn der OL-Chef Jörgen Martensson als x-facher früherer Weltmeister sich die Zeit nimmt, eine persönliche Routendiskussion mit den jeweiligen Jugendsiegern bestreitet. Die H 40 – Wertung sah Jörg Ulver (TV Horn) zum Schluss auf einem verdienten 3.Rang nach Andre Wirz (SUI) und Ilkka Ruokola (FIN) , während Bernd Wollenberg (Berliner SC Siemensstadt) in der H 60 besonders „dank“ des beschriebenen Lavasteins nach zwischenzeitlichem 3.Platz zum Ende ein 5.Platz gelang, hier siegte Matti Railimo (FIN) vor Claes Nideborn (SWE) und Hansrudi Brand (SUI) .

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