Die diesjährigen Wettbewerbe des weltgrößten Orientierungslaufs mit über 19 000 Startern aus 39 Nationen finden in der durch den Vasalauf bestens bekannten Wintersportsportregion Sälen statt. In allein 97 OL-Wettlkampfkategorien (die diversen Rahmen- und Kurzwettbewerbe sind dabei nicht mitgezählt) wird dabei um Platz und Sieg gerungen. Aus Deutschland sind 75 Starter in 36 Kategorien am Start, davon mit Marvin Goericke (H21E 1, Berliner TSC), Felix Spät (H 21 E 2, OLG Siegerland) und Sebastian Fleiß (H 20 E, Berliner TSC) drei – und rechnet man unsere deutsch-belgische Ronja Fell (startend in der D 21 E2, Berliner TSC) hinzu – vier in den acht Elitekategorien.
Weitere 10 Orientierer aus unserer Region „bevölkern“ dann weitere Kategorien, wobei gleich fünf von ihnen polnischer, bzw. deutsch-polnischer Nationalität sind und zur OL-Gruppe um den Berliner Tourismusstudenten Bartholomej Mazan zum Berliner TSC gehören sowie Jochen Winkler (Kaulsdorfer OLV), der sich kurzfristig angemeldet hatte und die zweitschwerste Rahmenkategorie, Bahn „Open 9“, gewählt hat.
Die beiden ersten Etappen fanden im fast durchweg offenen „Fjäll“-Gebiet mit vielen teils tiefen Rinnen und Taleinschnitten als Langstrecken-OL und bestem Sonnenwetter statt. Genauestes Kartenlesen bei hohem Lauftempo kennzeichnete die ersten beiden Tage. Der dritte Tag – für die Elite wie erwähnt als Sprint – war für alle anderen als Mittelstrecken-OL konzipiert und führte zu über 50% dann durch offene Hochwälder. Wobei – typisch nordisch – die Zweige der Tannenbäume bis zum Boden reichen und reichlich Steine, Heidekraut und Blaubeersträucher ein Übriges hinzu tun, das Lauftempo dann doch teilweise recht erheblich zu senken. Auch ist vielfach die weiß dargestellte Hochwaldstruktur für unsere Augen schwer erkennbar, viele würden da die Signatur „halboffenes, mit Büschen und Bäumen belaufbares Gebiet“ interpretieren. Speziell die Wege zum Start waren echt gewöhnungsbedürftig: Hinauf auf die Abfahrtshänge! Vom WKZ sah das ja sicher recht lustig aus – für die jeweils „hinaufkraxelnden“ nahm je erklommenen Höhenmeter der „Spaßfaktor“ umgekehrt proportional ab…
Erwartungsgemäß nehmen sich bis jetzt unsere Ergebnisse in Punkto „Treppchen“ doch eher bescheiden aus, aber damit rechnet sich unsereins sowieso nichts aus. Wobei: Dass das für Nichtskandinavier doch machbar ist, beweisen gleich zwei deutsche Starter. Der Siegerländer Felix Spät führt sensationell nach drei der fünf Etappen die Elitekategorie 2 mit einer Gesamtzeit von 165:46 min mit fast drei Minuten Vorsprung auf den Finnen Juha Sorvisto (168:20 min) und fast fünf Minuten auf den drittplatzierten Finnen Mikko Knuuttila (170:07 min) an. Und die im Frühjahr die Trainingsgruppe des Berliner TSC in Richtung Schweden sich verabschiedete Susen Lösch (USV Jena) liegt aktuell auf Platz vier in der Damenkategorie D 21-1 „in Sichtweite“ der Spitze. Mit ihren 125:08 min fehlen ihr nur wenige Minuten auf die führenden drei Damen Heini Saarimäki (FIN, 120:34 min), Betty Ann Bjerkreim-Nilsen (NOR, 122:02 min) und Marijo Liikanen (FIN, 123:38 min). gefragt, warum sie nicht in der DE startet, erklärte sie, dass nach der schweren WM-Vorbereitung im Trainingslager in der aktuellen WM-Vorbereitung sie dann die etwas „leichtere“ Kategorie doch vorzog. Marvin Goericke, ebenfalls direkt aus dem WM-Trainingslager angereist, nutz indes die Konkurrenz der Elite1 um weitere Erfahrungen zu sammeln – und, um bei traditionellen „Elitesprint“ schon mal etliche der potentiellen Konkurrenten praktisch kennen zu lernen. Bei diesem abendlichen „Sprint-OL der internationalen Elite“, zu dem tausende von Zuschauern eine stimmungsvolle Kulisse bildeten, war Marvin als einziger deutscher Starter aktiv. Das sehr schnelle Rennen durch einen Mix von Ortslage, Parkanlage und Waldstrecke mit diversen Höhenmetern erforderte von allen 78 Starterinnen und 80 Startern durchgehend ein Höchstmaß an Konzentration und Kondition. Marvin erreichte in guten 14:23 min einen achtbaren 52. Platz, der noch besser ausgefallen wäre – wenn nicht eben doch ein kleinerer Fehler wertvolle Sekunden gekostet hätte. Sieger wurde überraschend der Ukrainer Ruslan Glebov in 12:27 min für die 2,9 km und 19 Posten mit 85 Höhenmetern vor Jerker Lysell (SWE, 12:28 min) und Fredric Portin (FIN, 12:44 min). Den Damenwettbewerb ohne deutsche Beteiligung gewann die schwedische Topfavoritin Tove Alexandersson in 12:40 min vor ihren schwedischen „Kolleginnen“ Alva Olsson (12:48 min) und Karolin Ohlsson (12:53 min).
Zu den OL-Wettbewerben gehören noch diverse Rahmenkategorien sowie Wettbewerbe im Mountainbike-Orienteering, Trail- und Biathlon-Orientierungsläufe.
Fotos: Urs Trösch, Bernd Wollenberg
Text: Bernd Wollenberg
Informationen: http://www.oringenonline.com/oringenresults, www.oringen.se, www.wwop-germany.de