Drei Medaillen für Deutschland – durch NOR-Team
Bei den diesjährigen Weltmeisterschaften im Biathlon-Orientierungslauf in der Region rund um das finnische Mikkeli (ca. 200 km nordöstlich von Helsinki) waren die einzigen deutschen Vertreter zugleich auch Repräsentanten unserer NOR-Region, starteten doch mit dem vorjährigen Weltmeister der Langstrecke und Vizemeister im Sprint und der Staffel Dimitri Popov (AK 45/SV Schorfheide), dem Vizeweltmeister im Sprint und der Staffel Sebastian Fleiß (Junioren/ Berliner TSC) sowie seinen Vereinskameraden Karsten Blume (Herren-Elite) und Bernd Wollenberg (AK 65, im Vorjahr Bronze in der Staffel mit dem Bayern Jürgen Schwanitz) vier Enthusiasten dieser jüngsten Orientierungssportdisziplin. Während Dimitri seit etlichen Jahren sich speziell dem Biathlon gewidmet hat, sind die drei TSC´ler bei den vorjährigen WM in Storkow mit dem „Bazillus Biathlon-Orienteering“ so richtig „infiziert“ worden.
Die Herausforderung des OLs ist bekanntlich gegenüber dem normalen Laufen ja schon recht hoch und wird unter Sportwissenschaftlern nicht umsonst als „Crosslauf und Schach in einem Moment“ bezeichnet. Nun ist also auch noch das höchste Konzentration erfordernde Schießen mit Kleinkalibergewehr – dem Biathlon entsprechend – hinzu gefügt. Aktuell gibt es diese OL-Disziplin relativ ausgeprägt in Tschechien, Dänemark, Finnland und Schweden sowie Belgien. Nicht ganz so aktiv sind Esten, Litauer und Letten – und in unseren Landen bis auf wenige Ansätze leider so gut wie gar nichts. International sind noch andere Nationen ähnlich aktiv wie die unsere. Bei den jährlich 12 – 14 Weltcuprunden nebst der jährlich stattfindenden Weltmeisterschaften sind deshalb vor allem die fünf genannten Nationen in heißen Konkurrenzen schon seit der Gründung der Internationalen Biathlon Orienteering Federation (IBOF) seit 2008 aktiv. Erste Wettbewerbe gab es allerdings schon davor. In etlichen Ländern ist diese Disziplin eine Domäne der Militärsportler. In Deutschland organisierte die Bundespolizei für nationale Polizeiwettbewerbe unter Leitung des Deggendorfers Jürgen Schwanitz eine ähnliche OL-Form, in der statt des KK-Gewehrs dort mit Dienstpistolen geschossen wurde. Diese Biathlon-OL-Form wird auch bei den „Police- and Firegames“, den „Weltmeisterschaften der Polizei und Feuerwehr“ betrieben, ist aber allein schon wegen der Verwendung von Dienstwaffen natürlich für den zivilen Sport ungeeignet.
Bei den aktuellen Weltmeisterschaften in Finnland dominierten natürlich auch wieder die skandinavischen Vertreter, doch zeigen unsere Achtungserfolge durchaus, dass in diese Phalanx auch deutsche Orientierer mit etwas konzentrierter und spezifischer Vorbereitung „eindringen“ können. Die aktuellen Vorbereitungen zielten beim Berliner TSC nach den gewonnenen Erkenntnissen der vorjährigen WM in Storkow eben speziell auf eine Verbesserung der Schießtechnik und des konzentrierten Orientierens in unwegsamen Gelände unter Beachtung des Prinzips „Laufens mit angezogener Handbremse“. Das ist auch nur zu logisch, denn komme ich z.B. zum Schießstand mit zu hohem Puls, kann ich auch gleich abbrechen… Die beiden Einzelwettbewerbe der Weltmeisterschaften verlaufen nach festem Regelwerk: Der Beginn des Biathlon-Lang-OL ist seit einiger Zeit gekennzeichnet durch den sog. „Punkt-OL“ – einem dem bekannten Linien-OL nachempfundenen Wettbewerb über 3 km mit 10 OL-Posten, bei denen der konkrete Standpunkt mittels Nadel in eine Karte eingebracht werden muss. Jeder Millimeter Abweichung ergibt im Ergebnis dann 1 min Zeitstrafe – maximal pro Posten kann man bis zu 10 min „kassieren“. Nach dem Liegendschießen erfolgt ein Normal-OL, danach Stehendschießen und danach der Lauf zum Ziel. Jeder Fehlschuss bedeutet in dieser Disziplin „Langstrecke“ gleich 2 Strafminuten – keiner der 150 Teilnehmer von Mikkeli lief fehlerfrei! Wettkampf Zwei ist der „Sprint-OL“. Hierbei eingebunden sind zwei Schießeinlagen – liegend und stehend mit je 5 Schuss, jeder Fehlschuss wird mit einer Strafrunde „belohnt“. Speziell die schießtechnische Vorbereitung sowie die mentale Einstimmung übernahm als langjähriger Biathlon- und OL-Spezialist der frischgebackene Diplompsychologe Dimitri Popov, der im deutschen Biathlon zwischenzeitlich bereits als Mentaltrainer wirksam geworden ist und in etlichen Landesverbänden des Biathlon angefangen hat, mit diversen Kadern, unter ihnen auch Nationalkader, auf die kommende Wintersaison hinzu arbeiten. Nebenbei – während unserer gemeinsamen Fahrt ist es gelungen, Dimitri auch für diese Tätigkeit im OL zu begeistern… Unsere Ergebnisse in den Einzeldisziplinen fielen eigentlich nicht schlecht aus: Sebastian wurde wie bereits erwähnt, nun bereits zum dritten Mal Vizeweltmeister der Junioren – und wiederholte unter den wesentlich komplizierteren Bedingungen des finnischen Geläufs seinen 2.Platz im Sprintwettbewerb aus dem Vorjahr. Dimitri Popov wurde nach Gold und Silber in Storkow 2014 in Mikkeli in den beiden Einzeldisziplinen jeweils Dritter.
Ergebnisse:
Langstrecke
H 20 (9,5 km):
1. Anton Bernevig (SWE) – 2:07:43 Std. (davon 7 Min Pinkt-OL/8 min Liegendschießen/10 min Stehendschießen),… 5. Sebastian Fleiß (Berliner TSC) – 2:56:57 Std. (28/16/14)
H 21 (12,9 km):
1. Jarno Kallio-Könnö (FIN) – 1:56:39 Std. (3/4/6),…24. Karsten Blume (Berliner TSC) – 3:21:38 Std. (9/16/14)
H 45 (9,5 km):
1. Teemu Hauhia (FIN) – 2:07:03 Std. (3/12/12),… 3. Dimitri Popov (SV Schorfheide) – 2:16:11 (5/4/8)
H 65 (6,1 km):
1. Mauri Särssi (FIN) – 2:00:40 Std. (26/4/12),… 5. Bernd Wollenberg (Berliner TSC) – 2:58:58 Std. (33/10/18)
Sprintstrecke
H 20 (4,2 Km):
1. Johan Hagströmer (SWE) – 31:00 min), 2.Sebastian Fleiß (Berliner TSC) – 32:47 min ,3. Anton Holmback (SWE) – 35:27 min
H 21 (4,6 km):
1. Mikko Viitamäki (FIN) – 25:30 min,… 23. Karsten Blume (Berliner TSC) – 34:35 min
H 45 (4,0 km):
1. Christen Laursen (DEN) – 30:35 min,… 3. Dimitri Popov (SV Schorfheide) – 32:14 min
H 65 (3,3 km):
1. Ole Christiansen (DEN) – 35:35 min,… 5. Bernd Wollenberg Berliner TSC) – 43:22 min
Bericht und Fotos:
Bernd Wollenberg