Sprint durch alte Festung

Sprint-OL unter den Blicken von Steinadlern

Ein Sprint-OL als „World Ranking Elite“ ist meistens ein Erlebnis – und erst recht dann in der portugiesischen sprint-durch-alte-festung-2.jpgFestungsstadt Marvao, auch Adlerhorst genannt. Die attraktive Lage in 856 m Höhe, gelegen auf einer kompletten Granitwand gehört zu einem der gigantisch anmutenden Gipfel der „Serra de Sao de Mamede“, des Mittelgebirgszuges des Nordalentejo, das auf der spanischen Seite Alcantara heißt. Ein gewisser Ibn Marvam (Bem Marvao), zu den seit etwa 711 die iberische Halbinsel erobenden Mauren gehörend, gründete im Jahr 884 hier auf den Ruinen früherer vorchristlicher und später römischer Befestigungen und Kastelle eine neue Festung und hinzu diese Ortschaft, aus der das heutige Marvao hervorging und sich der Ortsname herleitet.

Und das mit „Adlerhost“ ist echt – wir haben sie kreisen gesehen – ein majestätisches Bild! Zwar pfiff ein eisiger Wind aus Nordwest recht heftig um das uralte Gemäuer, der aus den 9 Grad gefühlte minus 5 werden ließ und selbst knochenharten OL´er „verleitete“, sich winterliche Funktionsunterwäsche anzuziehen, jedoch entschädigte die famose Aussicht über das Alentejo nebst diverser Regenbögen und auf weiter weg vorbeiziehender Regenschauer für dieses Ungemach.

sprint-durch-alte-festung-3.jpgDass denn diese im Startbereich nordwestlich außerhalb der Stadt- und Festungsmauer am Fuß derselben noch beinahe notwendig zu nennende Zusatzbekleidung fast unmittelbar nach Passieren des Startdreiecks und innerhalb der Mauern schlagartig verkehrt war, konnte vorher kaum jemand glauben – und so schwitzen sich die fast 700 Sprinter aus 14 Ländern durch die frühmittelalterlich geprägte Kleinstadt zwischen Stadtmauer und Granitabhängen, engen Gassen und sogar einem angepflanzten Irrgarten mal durch die kleinen steilen Gassen und mal treppauf-treppab. „Dank“ des vortäglichen Regens war das Ganze dann auch noch recht glitschig und manch ein böser Sturz oder hässlichem Umknicken beendete jäh alle Medaillenträume – zumindest der ambitionierten Sprinter. So denn auch, wenn auch nicht ganz so „schlimm“, die unseren! War Sebastian Fleiß vom vormittäglichen Mittelstrecken-OL sowieso noch gezeichnet, kam das Umknicken an seinem 8.Posten hinzu und mir blieb ein „Backbord-Kontakt“ auch nicht erspart – so werde ich eine blaugrüne Erinnerung wohl noch einige Tage mein eigen nennen…

Die Bahnanlagen waren durchweg so angelegt, dass es selbst die Weltspitzenläufer nicht schafften, ihre Karten im sprint-durch-alte-festung-4.jpgLaufen zu lesen – mir bleibt das sicherlich zweifelhafte, aber nichtsdestotrotz interessante Erlebnis, gemeinsam mit der ukrainischen Elitesiegerin Nadiya Volynska (für das schwedische OK Orion unterwegs) und vorher schon mal mit der für Schweden startenden drittplatzierten Russin Olga Panchenko in dunklen Gassen stehend nach dem richtigen Pfad zu suchen – Merke: Auch die Superelitestarterinnen und – starter sind doch auch nur mitunter irrende Menschen. Wenngleich – sie waren um etliches dann schneller weg als ich. Es gab eigentlich durchweg mindestens zwei, meistens sogar drei Routenangebote, also von höchstem technischem Niveau – und allein das entschädigte dann wieder für das mir widerfahrende Ungemach. Platz 5 und damit die bessere Hälfte und das Wissen, dass eben ohne „Popolandung“ und besserem Vorbereitungstraining diiieee 62 Sekunden zu Bronze noch „drinn“ waren (1,2 km, 14 Posten in „langen“ 22:07 min). Die Juniorenkonkurrenz zählte über 1,6 km und 16 Posten erstaunliche 25 Starter und so betrachtet ist dann Platz 4 für Sebastian (16:11 min) noch recht ordentlich, wenngleich nun zu dem „halboffenem Schienbein“ (rechts) nun zum Ausgleich das Sprunggelenk links etwas dicker als Normal aussieht und der Schmerz erst nach „Auftauen“ in der Unterkunft zu Tragen kam.

Wieder auch wurden nun weitere Bekanntschaften von früheren OL aufgefrischt, Sebastian traf einige weitere portugiesische und spanische Jugendlichen von der gemeinsam erlebten EYOC und ich freute mich, die ebenfalls im Bericht von Brasilien erwähnte Deutsch-Brasilianerin Elaine Lenz wieder zu treffen. Sie hatte uns freundlicherweise im November einige wichtige Hinweise geben können, die per Wörterbuch wohl noch heute unbekannt gewesen wären. Inzwischen in der D 40 startberechtigt, wollte die brasilianische Grenzschutzoffizierin, wie immer ehrgeizig, in der Elite „mitmischen“ und war über ihren 11.Platz recht zufrieden.

Ergebnisse:

Damen-Elite (25 Starterinnen, 1,6 km / 17 OP)
1. Nadiya Volynska (UKR /OK Orion) 15:06 min
2. Lea Vercelotti (ESP / OK Maximus) 15:21 min
3. Olga Panchenko (SWE / IFK Mora) 15:36 min

Herren-Elite (55 Starter, 1,9 km / 21 OP)sprint-durch-alte-festung-5.jpg
1. Olaf Lundanes (NOR / Halden SK) 14:58 min
2. Eduardo Gil (ESP / Frontela-O) 15:58 min
3. Sergei Rjabyshkin (EST / Paimion Rasti) 16:10 min

Junioren (25 Starter, 1,6 km / 16 OP)
1. Daniel Catarino (POR / Ori-Estarreja) 13:28 min
2. Joao Novo (POR / COM) 15:41 min
3. Pablo de la Pascua (ESP / Fundi – O.) 15:43 min
4. Sebastian Fleiss (GER / Berliner TSC) 16:11 min

Veteranos III (9 Starter, 1,2 km / 14 OP
1. Vesa Turku (FIN / HS Ogeli) 15:35 min
2. Jean-Paul Darthiail (FRA / Sagcetas) 16:00 min
3. Neil Croasdell (GBR / CVO) 21:04 min
4. Augustin Pajaro (ESP / ADOL) 22:00 min
5. Bernd Wollenberg GER / Berliner TSC) 22:07 min

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