Nachbarn

nachbarn-2.jpgWährend hierzulande selbst in der kurzen Zeit der „relativen Lockerung“ aller möglichen und unmöglichen Regelungen der aktuellen Zeit der weltweiten „Corona-Pandemie“ jede Aktivität im Orientierungslaufsport oberhalb der offenen regionalen Wettbewerbe durch den Dachverband „Deutscher Turnerbund“ rigoros per Weisung unterbunden wurden, sind teilweise keine zwei Autostunden Richtung Ost entfernt, selbst nationale Ranglisten und Meisterschaften durchgeführt worden. Auch dortzulande, in Polen, wurden dabei sehr konsequente Sicherheitsmaßnahmen diszipliniert eingehalten und alle staatlichen Vorgaben penibelnachbarn-3.jpgumgesetzt. nachbarn-4.jpgTrotzdem also diese zentralen Veranstaltungen mit zum Teil bis 600 Teilnehmern – sie haben eben einen eigenständigen Sportverband innerhalb des polnischen Sports…

Interessant zudem, wie die dortigen Qualifikationen verlaufen. An polnischen Meisterschaften ist nur startberechtigt, wer eine aktuelle Jahreslizenz besitzt und – innerhalb von konkret 365 Tagen an mindestens drei im polnischen Jahreskalender vermerkten Wettbewerben gestartet ist. Diese „polnischen OL“ entsprechen in etwa unseren Bundesveranstaltungen. In diesem Zusammenhang interessant, dass auch nichtpolnisiche Staatsbürger bei Erfüllung dieser Kriterien startberechtigt sind, also auch polnische Landesmeister werden können.
Durch unsere nun schon seit etlichen Jahren bestehenden freundschaftlichen Verbindungen speziell zu den Orientierungsläufern von Szczecin, Zlocieniec und Gdynia, konnten etliche Orientierungssportler der Region Berlin – Brandenburg ab September an polnischen Meisterschaften offiziell starten. Bei dieser „Langstrecke“ leider noch nicht, denn diese war für viele von uns eben erst „Ranglistenlauf Nummer drei“.

Durchgeführt wurde diese im neu kartierten Anschlußgelände der vielen unserer Regionalvertreter bekannten „Bukowa“ südöstlich von Szczecin , war wie nicht anders zu erwarten wieder „gespickt“ mit harten Anstiegen, tiefen Schluchten und zum Teil fast undurchdringbaren Dickichten und „knüppelharten“ Bahnen – also durchaus alles das, was ein echtes „OL-Herz“ höher schlagen lässt. Letzteres sicherlich nicht nur aus Begeisterung, sondern auch in nicht unerheblichen Maß der Bahnlegung geschuldet. So durften sich die Herren-Elite ihre 26 zum Teil sehr fein gestellten Posten über 14,3 km Luftlinie mit 640 Höhenmetern auf der Ideallinie erlaufen, hatten die Damen 9,3 km und 480 Hm nebst 14 Posten und selbst wir „alten“ der H 70 optisch zwar kurze 3,1 km – unsere 8 Posten waren aber mit nur bei Überbrückung von 145 Höhenmetern erreichbar.
Am Tag zwei dann der in Polen bei Langmeisterschaften übliche Staffelwettbewerb, bei dem unsere Vertreter dann durchgehend in den offenen Rahmenwettbewerben starteten – nicht nur, weil wir zwar nun startberechtigt waren und uns „keiner haben“ wollte – unsere potentiellen Staffelkameraden waren alle in der Organisation tätig. Erwartete man nun vielleicht „Bahnen mit Gnade vor Recht“ – weit gefehlt. Selbst meine „Rahmen mittel“ war einfach nur eine der Staffelbahnen, zwar weniger steil und kürzer als am Vortag, aber durchaus herausfordernd.

nachbarn-5.jpgFazit: Wer gute Bahnen und Herausforderung im OL sucht und nicht auf „superschnelle Parcours“ aus ist, dem kann simpel ein „OL-Ausflug“ nach Polen empfohlen werden. Und: Wer erleben möchte, warum international gesehen unsere östlichen Nachbarn inzwischen real besser sind als unsere nationalen Vertreter bei Weltcups, Weltmeisterschaften usw. braucht nur mal dann dortzulande ind en Leistungskategorien anzutreten…

Ergebnisse und Informationen auf www.bno.szczecin.pl

Text: Bernd Wollenberg
Fotos / Karte: Veranstalter, Bernd Wollenberg

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