Erster Meistertitel seit 1983

erster-meistertitel-seit-1983-3.jpgBei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Sprint-Orientierungslauf gab es mit dem Sieg in der Herren-Elite die faustdicke Überraschung schlechthin. Mit Marvin Goericke (23, Berliner TSC) hatte keiner gerechnet, nicht einmal er selbst! Vom Start weg lief es genau nach seiner Vorstellung und Posten auf Posten konnte er sein gewähltes und über längere Zeit antrainiertes harte Tempo „durchziehen“. Damit gelang dem gebürtigen Berliner, der mit 12 Jahren im Rahmen eines Schulprojektes zum Orientierungslauf fand, was seit Anfang der 80´ziger Jahre keinem Berliner mehr gelang, einen Elitemeistertitel in die Hauptstadt zu holen. Er ist insgesamt erst der dritte Elitesieger überhaupt, nachdem 1965 Erika Wauer (heute bekannt unter ihrem Namen Conrad) die Damen-Elite und 1980, 1981 und noch einmal 1983 Gerhard Brettschneider in der Herren-Elite jeweils für dieerster-meistertitel-seit-1983-4.jpg damalige Betriebssportgemeinschaft Lokomotive „Erich Steinfurth“ einen Meistertitel erringen konnten. Erika wie auch Gerhard waren damals übrigens Mitglieder der Nationalmannschaft der DDR. Den Hype um seinen Titel begegnete der gelernte Mechatroniker gewohnt ruhig und hatte als Kommentar bei seinem ersten Interview überhaupt simpel als Antwort „Die Bahn kam mir entgegen und die nach mir gestarteten hatten zudem auch noch Pech mit dem Wetter“. Eine weitere erster-meistertitel-seit-1983-5.jpgÜberraschung war – auch für sie selbst – die Bronzemedaille in der Damen-Elite durch Anico Kulow (31) von der Berliner Turnerschaft. Weder der Konkurrenz noch ihr selbst wäre im Vorlauf der 34 angetretenen Damen der Gedanke an eine Meisterschaftsmedaille gekommen. Klar, schnell rennen kann die „gelernte“ Mehrkämpferin und Orientieren hat sie auch inzwischen recht gut im Griff – aber Medaillenambitionen? Anico freute sich über den Einzug ins A-Finale! Und auch ihr kam, wie Marvin, auch die schnelle Bahn entgegen. Elite-Gold und –bronze also für Berlin!

Aber von allen Startern immer wieder zu erleben, ob Medaillen oder Platzierungen am Ende: Orientierungslauf ist und bleibt ein Natursport. So auch in Freiberg, denn mitten in den Final-Wettbewerb durch das mittelalterliche sächsische Freiberg entlud sich ein heftiges Gewitter mit Starkregen, so dass der Straßenbelag dank des überwiegenden Kopfsteinpflasters richtig gehend als „Glitschig“ bezeichnet werden konnte und dadurch manchen Sturz hervor rief. Doch bei aller Beachtung der sprichwörtlichen Bescheidenheit unserer neuenerster-meistertitel-seit-1983-6.jpg Medaillenträger – auch sie hatten gut zwei Drittel der Laufstrecke unter den Wetterunbilden zu leiden. Unter den 20 A-Finalistinnen der Damen erlief sich Kati Tschischkale (OLV Potsdam) den 12. und Friederike Graumann (ESV Lok Schöneweide) den 14.Rang. Unter den 30 A-Finalisten, die sich im Vorlauf der 74 angetretenen Eliteherren für dieses Finale qualifiziert hatten, erliefen sich mit Mark Otto (Platz 9, Kaulsdorfer OLV), Sebastian Fleiß (Platz 16), Karsten Blume (Platz 17, beide Berliner TSC) und Leo Graumann (Platz 19, erster-meistertitel-seit-1983-7.jpgESV Lok Schöneweide) noch weitere vier Berliner achtbare Ergebnisse. Beachtenswert dabei, dass Mark, Sebastian und Leo erst im ersten Jahr in der Juniorenkategorie starten und somit zu den jüngsten der Elitekonkurrenz zählten! Noch mehr hervor zu heben ist das Ergebnis von Karsten, hat er doch erst gerade erst knapp 1,5 Jahre OL-Praxis erlebt!

Natürlich, möchte man schreiben, gab es auch noch diverse weitere Medaillen für Berliner Orientierungsläufer. Deren Leistungen sind durchaus auch zu würdigen, denn sie alle mussten sich ebenfalls qualifizieren und „erlitten“ in der Überzahl auch die beschriebenen Wetterunbilden. Aber alle werden dem Autor sicherlich verzeihen, dass er sich natürlich auf die Hauptklasse konzentriert hat. Das nicht nur, weil er an vier der genannten Eliteherren seinen persönlichen „Traineranteil“ hatte und hat, sondern weil es nach so vielen Jahren der „Titelabstinenz“ in der Elite simpel gesagt, Berlinerster-meistertitel-seit-1983-8.jpg gut „zu Gesicht steht“. Zu Goldehren kam auch Erika Lemnitzer (Damen AK 65, Kaulsdorfer OLV), die einmal mehr ihre gute Fitness bei nationalen Meisterschaften unter Beweis stellen konnte. Silber für unsere Region errangen Carlo Wengler (AK 14, Berliner Turnerschaft), Raik Zschäckel (Herren AK 45, IHW Alex 78) und – gemeinsam mit seinem alten OL-Kameraden Ludwig Genderjahn (Post SV Dresden) in der Herren AK 65 Jürgen Ziesche (Lok Schöneweide). Eine Bronzemedaille ersprinteten sich dann noch Beatrix Haenelt (Damen AK 65, IHW Alex 78) und Gerhard Brettschneider (Herren AK 55, Kaulsdorfer OLV).

Fotos: Eleonore Pohl (Laufszene Sachsen), Fred Härtel (Presseteam Orienteering Germany), Bernd Wollenberg

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