Bavarian Forest, 5-Tage- OL bei Bodenmais vom 30.Juli bis 3.August 2022

Mais ist ein altbayerischer Begriff für Holzeinschlag bzw. Holzplatz.
Das ist lange her, ebenso wie die Silbergewinnung – 5 gr Silber aus einer Tonne Gestein – heute ist Bodenmais ein gepflegter, nicht hochkanditelter Kurort im Bayerischen Wald.

Für den Sommer gibt es Wanderwege zwischen und 4 und 40 km, bei Schnee breite Loipen, im Nahbereich  eine einfache Abfahrt und am großen Arber mehr davon.

Die örtliche Wanderkarte korrespondiert gut mit der sorgfältigen Wegemarkierung, enthält aber eigentlich nur die markierten Wege, vielfach geschotterte Pisten, und die sind denn doch recht langweilig. Auf eigene Wege wagt man sich also nicht so gern.

Wenn man bei der Quartierbuchung darauf achtet, dass sie eine „Aktivcard“ enthält, kann man etliche Leistungen kostenfrei nutzen, die sich gut als Rahmenprogramm zum OL eignen:
– Silberbergwerk, muss man sehen
– Gondelbahn + Sommerrodel, muss man machen
– diverse Kurse, geführte Wanderungen
– Frei- oder Hallenbad – exquisit und ein Genuss nach den Lauf
– kostenlose Nutzung des Nah- und Umlandverkehrs – super fürs Wandern.

Die kostenlose Ausstellung im fußläufigen „Glasparadies“ zeigt alle Facetten verschiedener Geschmäcker, auch ein riesiges Sortiment an Pokalen, Kunstblumen schöne als echte und und und.

Zufällig hat dort zeitgleich ein Super-Car-Treffen stattgefunden – alles Kleinwagen ab 400 PS.
Einige Fahrer haben mal den Motor aufjaulen lassen; es wurde geklatscht.

Ach so – der OL
Ausrichter war die GmbH von Peter Weinig – https://www.endspurt-events.com/about.html
– unterstützt von zugekauften OL-Fachkräften wie Ingo Horst (Karten), Simon Harsten (IT) und mir nicht so Bekannten.

Die Karten waren ausnahmslos sorgfältig aufgenommen und auf Robuskin gedruckt, einem wasser- und reißfesten, ziemlich widerspenstigen, hoch weißen Material mit guten Druckeigenschaften.
Allerdings gab es auch diffizile Partien, die mitunter nicht optimal dargestellt waren. In diesem Beispiel fließen die HL ineinander, verschmelzen mit den Blöcken und zusätzliche Hilfshöhen machen die Sache restlos unleserlich. Ich nenne es überzeichnet. Wenn die dicke HL im Bereich der Kuppe durch eine dünne ersetzt würde und die HHL reduziert, wäre die Lesbarkeit wohl in Ordnung.
Hinzu kommt, dass die HL 10% breiter sind als vorgegeben. Typischerweise werden beim Laserdruck die Linien und Farben nicht so gedruckt, wie im OCAD eingestellt. Deshalb muss man mit der Stammdatei und dem Drucker vor dem Bahnexport die erfoderliche Optimierung durchlaufen – was durchaus aufwendig sein kann.
Der Maßstab 7500 für alle Kategorien, beim letzten Wald-OL sogar 5000 und beim Stadtsprint 3000 war für die Jüngeren ungewöhnlich, hat auch zu ziemlich großen Karten geführt aber wohl die Layouterstellung vereinfacht.

Vereinfacht war auch anderes:
– keine Kinderbetreuung
– kein Wasser am Start oder Ziel, aber die Empfehlung etwas mitzunehmen- kein Ergebnismonitor allerdings WKZ-WLAN
– keine Damenbahnen über 75; es waren zwar nur 18 W70 – einige natürlich älter – aber sie hatten die Bahnen der W65 – für knapp Achtzigjährige ziemlich herausfordernd.
– die Siegerehrung war rationell abgewickelt; Urkunden gab es nicht aber Tassen in Spezialedition in Gold, Silber, Bronce.

Das Gelände war – wie angekündigt – ruppig und fordernd.
– grobes Relief mit wenig Feinheiten aber viele Steine und Blöcke
– teils heftige Anstiege
– das Grün teilweise großflächig, differenziert dargestellt und schwer passierbar
– das Weiß oft stark verkrautet, mit Steinen und Bruchholz durchsetzt
– die Harvesterschneisen unregelmäßig, sorgfältig dargestellt und neben den zahlreichen Wegen entscheidende Routenelemente.

Die Bahnlegung finde ich angemessen, allerdings verschiedentlich Gegenlauf an Posten, Rudelbildung und Wege-lastig.
Die Kinderbahnen sehr kurz – dafür hatten sie ja vergleichsweise lange Anmarschwege – und die D60-Damen waren ziemlich schnell zurück.
Die Zu- und Abwege eher über je zwei km und teilweise heftig bergan; für deutsche Verhältnisse – zumal im Hochsommer – durchaus fordernd.
Den Kids – mit ihren kurzen und einfachen Bahnen – schien das nichts auszumachen, eher den Älteren.
Die hohe Wegedichte einerseits und andererseits die meist schlechte Belaufbarkeit des Geländes machen es schwierig interessante längere Passagen zu gestalten.

Beispiele zum Mitdiskutieren:

Tag 1 H21 K – größer
Tag 3 H21 K – größer
Tag 3 H70 – größer
Tag 4 HE – größer

Stadtsprint H70 – größer

Der Stadtsprint in der Altstadt von Viechtach war nicht so aufregend wie schwärmerisch angekündigt.
Ich habe kaum Durchgänge, knifflige Standorte usw. wahrgenommen, und die Bahnen waren alle ziemlich einfach gestrickt.
Wenn es überhaupt Varianten gab, waren sie im Grunde gleichwertig und längeres Nachdenken wäre Zeitverschwendung.
Selbst meine Route zu P2, die dramatisch über eine schier unendliche, steile Treppe verläuft, bei einem Höhenverlust von 15m, war bei den Splitzeiten unauffällig; man darf nun nicht vor jeder Höhenlinie erschaudern.
Abgesehen von einigen wenigen Teilnehmern, die auf dem hübschen Campingplatz Viechtach am Schwarzen Regen logiert haben, hatten etliche Hundert eine Anreise von mindestens 30 min. (ökologischer Fußabdruck) und der Nullstart um 14 Uhr – bei höchster Sonneneinstrahlung – hat uns den ganzen Tag genommen.
Immerhin fand ich die Anordnung von Parkplatz-WKZ-Start-Ziel gut gelungen.

Die Startlisten waren merkwürdig; die Startabstände schwankten zwischen zwei und acht Minuten, und am ersten Tag ist der letzte H21 E um 14:55 Uhr gestartet, aber pünktlich um 16:30 Uhr wurden die Posten eingeholt.Zwar hat der Schnellste nur 76 min benötigt aber der Langsamste in Wertung 212 min und danach kamen noch Acht, denen Posten fehlten !
Insbesondere die späten Startzeiten fand ich ärgerlich.
Der Wettkampfbeginn 12 Uhr am ersten Tag war verständlich, nicht aber 14 Uhr am zweiten und 11 Uhr die übrigen Tage.
Für`s Rahmenprogramm bleibt dann wenig Zeit und wärmer ist es so spät auch.

Die Startnummer fand ich sehr gelungen.
Sie enthält nicht nur alle Daten, die der Ausrichter und der Wettkämpfer benötigt in sinnvoller Ausrichtung, sondern auch die Namensangabe.
Gerade bei einem so breit gestreuten internationalen Feld ist das angenehm bei der Kommunikation.

Ich muss nur noch rauskriegen, was der Holzwurm rechts-unten bedeutet.

Die Organisation fand ich knapp genäht; sie hat aber bei den OL-Essencials gut funktioniert.
Die verschiedenen WKZ waren gut gewählt; besonders gefallen hat mir das am dritten Tag an der Gutsalm mit eng getaktetem Kleinbus-Shuttle und preiswertem Catering inklusive Panoramabkick.

AusblicK vom Gulaschtopf her

Großes Glück haben die Organisatoren mit dem Staatsforstdirektor von Bodenmais – im Bild ganz links.
Er hat sogar aktiv bei der Siegerehrung mitgewirkt und geäußert: „ich finde es gut, wenn die Menschen in die Natur kommen, und die Orientierungsläufer machen ja auch nichts kaputt. Die können gerne wiederkommen“.

Großes Glück hatten sie auch mit dem stabilen Sommerwetter; nur einmal hat es spät nachmittags kräftig geregnet.
Ich hätte so etwas nicht während des Wettkampfes erleben mögen.
Unter den 750 Gestarteten mit mindestens einer Wertung hatten sich 29 aus unserer Region unter die Bergvölker der Alpenregion gewagt, und zwei haben es sogar aufs Treppchen geschafft – Kristina Bringezu und – Oskar Frenzel

Hinsichtlich der in Deutschland unüblichen Meldegelder von 120€ für 5 Tage und der über 500-km-Anreise aus Berlin habe ich lange gezögert, und ich halte auch privatwirtschaftlich organisierten OL für problematisch.
Andererseits frage ich mich, welcher deutsche Amateurverein in der Lage sein könnte, ein derart umfangreiches Event in anspruchsvollem Gelände zu organisieren, der ja hunderte Stunden Arbeit mit Nix vergütet.
Immerhin war der Aufenthalt im schönen Bayern, verbunden mit einigen echten Urlaubstagen, dann doch die Anreise wert.
Und letztendlich entscheidet Jeder selbst, welches Event ihm wieviel wert ist.

Michael Frenzel, Stand 16.8.2022

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