Der Name „Sommer-OL“ deutet ja eigentlich an, dass eben „OL im Sommer“ betrieben wird – nur kann, wie wir inzwischen des öfteren am eigenem Leib verspüren, so ein Sommer mal kühler (und angenehmer) oder eben auch schwülheiß (wie aktuell mal wieder erlebbar) sein. Das sollte eigentlich keinen Einfluss auf den OL-Verlauf haben – aber eben nur „eigentlich“. Denn neben dem rein individuellen „Verkraften“ einer derartigen Belastung für Körper und Geist kommen noch die jeweiligen Gegebenheiten von Gelände und Bahn hinzu. Alles altbekannte Weisheiten und doch wird man beim Zusammentreffen dieser Faktoren immer wieder aufs Neue überrascht, wie sich das dann auswirkt. So wurde dann auch manch energiegeladener und optimistisch vollzogener Start schon nach wenigen Minuten merklich ausgebremst, als es schwer atmend die eigentlich geringen Höhen hinauf zu den ersten Posten ging.
Natürlich wurde auch bei dieser OL-Veranstaltung wieder peinlichst darauf geachtet, nicht nur den offiziellen Auflagen, sondern auch dem gesunden Menschenverstand zu folgen um als „OL-Familie“ die uns auch noch weiterhin beeinträchtigende „Coronazeit“ zu meistern. Dass diese Pandemie auch weiterhin unser „Tun und Lassen“ noch längere Zeit beeinträchtigen wird und noch lange nicht überstanden ist, zeigen uns die tagtäglichen Nachrichten speziell über das Ansteigen der Fallzahlen überaus deutlich. Klar: für 80 Millionen Deutsche sind die Zahlen selbst relativ gering – aber das hat wohl auch damit zu tun, dass wir alle uns bemühen, das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Deshalb war und ist unser praktiziertes Konzept, selbst auf der Zielwiese auf Abstände zu achten und nur in quasi „Familienclans“ zu lagern, durchaus der aktuellen Situation angepasst und beweist in aller Öffentlichkeit, dass wir Orientierer nicht nur bei der umwelt- und naturschutzgerechten Gestaltung unserer OL-Strecken verantwortungsbewusst handeln.
Die Mannen um Monika und Fred Jensch hatten recht anspruchsvolle Bahnen gelegt, wobei mitunter der Eindruck entstand, dass das überwuchernde Grün für die Bahnkonzeption nicht immer beachtet wurde – die erreichten Siegerzeiten deuten dann auch darauf hin, dass neben den Faktoren „Hitze“ und „schwüle Luft“ die Laufbehinderung noch addiert werden muss. Besonders wieder auf den langen Bahnen wurde das eigentlich allen gestarteten „schmerzhaft“ bewusst, das sonst vielfach übliche Lachen und Herumfrozzeln mit anderen Teilnehmern wurde von doch vielfach ermattetem einfach nur im Schatten sitzen und viel trinken zu wollen verdrängt.
Bei den Damen konnte Daniela Zschäkel (IHW Alex 78) über die 7 km und 115 Höhenmetern ihre 17 Posten mit ungewöhnlich langen 81:34 Minuten und gleich 17 Minuten Vorsprung (!!!) siegreich beenden. Die Herrenkonkurrenz über 8,8 km mit 130 Höhenmetern und anzulaufenden 18 Orientierungsposten gewann – sicherlich nicht nur für alle anderen, sondern auch für sich selbst überraschend Oskar Frenzel, der den Parcours in 75:34 Minuten bewältigte und damit Robin Zschäkel (76:48) über eine Minute abnahm. Sein Papa Raik (beide HW Alex 78) benötigte dann 87:10 min, die Bedingungen waren dann wohl doch für die „etwas“ Jüngeren von Vorteil… Oskar, der ziemlich lange hierzulande lange nicht mehr beim OL anzutreffen war, startete als „Individualsportler“, scheint aber das Orientieren nicht verlernt zu haben, Gratulation!
Einen „privat“ von mir sponsierten Eisbecher verdiente sich Luis Antoine Krüger (Berliner Turnerschaft). Nicht, weil er mir, der ich 61 Jahre älter bin, 12 Minuten abnahm und auch nicht, weil ich bestimmt über das Doppelte als er wiege und dieses Mehrgewicht über die Höhen „schleppen musste“ – nein, das nicht. Sondern weil er trotz seiner 11 Jahre fast die exakt gleiche Route wie ich gewählt hatte! Fast alle Passagen quer, Relief und Kompass als Orientierungshilfen und die angebotenen (Um)wegvarianten einfach negierte. „Nö, macht ja keinen Spaß, nur auf den Wegen lang zu laufen“… Das war mir spontan ein großer Eisbecher wert!
P.S. Inzwischen sind auch die Gesamtergebnisse online, den Siegern und Platzierten herzliche Glückwünsche – und: Auf ein Neues dann im Sommer 2021 und hoffentlich besseren Rahmenbedingungen als in diesem Jahr – und vielleicht dann für eine weitere Bahn „Violett“ (adäquat D 19 / H 18) die nötige Anzahl von Interessenten…
Text und Fotos: Bernd Wollenberg