Ja, richtig gelesen – regional hatten wir den Start ja schon, aber nun – real endlich – etwas im größeren Bereich betrachtet. Und das quasi „in der Höhle des Löwen“ – denn, ich denke doch, unbestritten – ist ein OL-Start in sächsischen Gefilden doch immer für Starter unserer Region eine echte Herausforderung, „tummeln“ sich doch dort, ohne von Neid zerfressen zu werden, die Besten der Besten. Sie haben seit Generationen die deutsche Spitze inne und werden dank ihrer Struktur und „natürlichem Umfeld“ das wohl auch sicherlich weitere Generationen behaupten können. Und so starteten unter den 254 dann auch knapp zwei Dutzend Berliner und Brandenburger im früheren Braunkohlerevier von Hagenwerder bei Görlitz zu den „Görlitzer OL-Tagen 2020“.
Am Südwestufer der nach 1927 und dann, nach zwischenzeitlich 1946 wieder in Betrieb genommenen und endgültig 2013 stillgelegten Tagebaugrube entstandenen „Blauen Lagune“ des Berzdorfer Sees und unter Beachtung der immer noch herrschenden Sonderregelungen der Coronaschutzmassnahmen „eroberten“ wir das OL-Gelände der inzwischen dicht bewaldeten Abraumhalde besagtem Kohlereviers, das zusätzlich jahreszeitlich bedingt, mit intensiver Untervegetation zusätzliche Erschwernis bot. Die Bahnlegung von Harald Juras stellte an durchweg alle Kategorien vielfach erhöhte Herausforderungen – aber genau aus diesem Grund sind wir ja auch dorthin gefahren! Denn „Cross-OL“ kennen wir – leider – in unserer Region ja zur Genüge.
Speziell die steilen Hänge und in tiefen Rinnen und besonders im Südteil vorhandenen tiefen Täler forderten neben Kondition durchweg höchste Aufmerksamkeit an das Orientierungsvermögen, das , auch bedingt durch die schwülwarme sommerliche Nachmittagstemperatur am ersten Tag zu manchen Fehlern führte. Der ständige Wechsel von „Auf und Ab“ , das vielfach notwendige Durchkämpfen von krautigen Dickichtpassagen „unterstützte“ die mit wachsender Wettkampfzeit einhergehende „geistige Müdigkeit“ – eine gelungene OL-Veranstaltung also. Denn genau das wünschen wir uns doch: Herausforderung an Körper und Geist! Wenn auch am zweiten Wettkampftag es als „Entgegenkommen“ des Ausrichters etwas kühler wurde, die vielfach verbrauchten Energiereserven des Vortages konnten über Nacht nicht völlig wieder hergestellt werden und führten so manchen Teilnehmer wieder an seine Grenzen.
So sind einige unserer Ergebnisse doch besonders hoch zu bewerten, egal in welcher Kategorie sie auch erfolgten. Erwähnenswert wären sicherlich noch etliche mehr, eine kleine Auswahl soll trotzdem gestattet sein, um die Breite unserer Aktivitäten dort darzulegen. Überraschend für sie selbst konnte Julia Gierlach (SV Schorfheide) an beiden Tagen die kurze A-Bahn der Damenkonkurrenz mit deutlichem Vorsprung von über 11 min am Tag 1 und gar 27 min am Tag 2 für sich entscheiden, einziger Wermutstropfen die geringe Zahl ihrer 4 bzw. 5 Gegnerinnen.
Ähnlich auch die Anzahl der Konkurrenten in diversen anderen Kategorien, trotzdem muss erst einmal der „Rest“ bezwungen sein! So musste Gudrun Brettschneider (Kaulsdorfer OLV) an beiden Tagen in der Damen AK 60 der früheren Nationalläuferin Martina Fritzsche (USG Chemnitz) mit 2 min bzw. 1,5 min Rückstand den Vortritt lassen, fehlte Stefan Bleidorn (IHW Alex 78) am 1.Tag in der Herren AK 45 knapp 3,5 min auf den Dresdner Sieger Jens Lucke (Post SV), seine Teamkollegin Annette Leonhard in ihrer Damen AK 50 kam auf den gleichen Rang. Am Tag 2 gelang diese Platzierung Lutz Spranger vom TSV Karlshorst, ihn trennten vom Sieger aus Tschechien keine 40 Sekunden.
Im Rahmenwettbewerb der „Direkt kurz leicht-Bahn“ siegte am 2.Tag Katrin Kubald (KOLV) vor ihrer Teamkameradin Petra Grassow, am erste Tag musste sich Katrin nur dem 29 Jahre jüngeren Freiburger Ulrich Helms beugen.
Leider auch recht wenig Konkurrenz auf der kurzen Herrenbahn H 21 AK: Am Tag 1 erlief sich, allerdings ehrlichhalber erwähnt, Arvid Pfeil (Berliner Turnerschaft) mit doch 20 min Rückstand den 2.Platz, am Tag 2 dann musste Arvid alle Posten für seinen 1.Platz nur anlaufen – seine Gegner waren nicht angetreten.
Besonders sollte zum Schluss noch Gerhard Brettschneider (KOLV) erwähnt werden. Anstatt relativ sicher in seiner Seniorenkategorie AK 65 zu siegen, suchte er „traditionell“ die Herausforderung in der nicht nur zahlenmäßig stärksten Konkurrenz mit 21 Konkurrenten. An Tag 1 erlief sich Gerhard in der Herren AK 50 gegen Sieger Henryk Wetzel (Robotron Dresden) mit 12 min Rückstand Platz 6, auf den dritten Rang, den der 12 Jahre jüngere Chemnitzer Andrej Zelenin belegte, fehlten im jedoch nur knapp 4 Minuten. Am Tag 2 hieß der Sieger wiederum Hendry Wetzel, mit diesmal nur 7 Minuten wurde Gerhard diesmal auf Platz 4 gelistet, den 6.Platz erlief sich sein Mannschaftskamerad Sven Demmig.
Text. Bernd Wollenberg
Fotos : Veranstalter / Bernd Wollenberg